Fakultät für Maschinenbau und Sicherheitstechnik

9:30 - 10:00 Uhr

Beitrag zur Einbindung von Online-Communities zur Gewinnung von Zuverlässigkeitsdaten und Detektion von Feld-Schadensschwerpunkten in der Produktnutzungsphase

Dipl.-Ing. Philipp Tursch - Brandenburgische Technische Universität Cottbus
Philipp Temminghoff, B.Sc. - Bergische Universität Wuppertal
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Stefan Bracke - Bergische Universität Wuppertal
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Ralf Woll - Brandenburgische Technische Universität Cottbus

Informationen über Produkte während der Nutzungsphase und der damit verbundenen Hersteller-Feldbeobachtung dienen Unternehmen zur Produktbeurteilung und –verbesserung. Innerhalb des Gewährleistungszeitraums erhält der Hersteller eine nahezu vollständige Felddatenlage im Schadensfall über das Hersteller-Vertragshändlernetz. Die Beschaffung von Felddaten nach Ablauf der Gewährleistungszeit stellt jedoch eine große Herausforderung dar: Die Datenlage wird unvollständig (rechtszensiert), da die Produktnutzer im Schadensfall auch Nicht-Vertragswerkstätten aufsuchen und somit keine direkte Verbindung zum Hersteller besteht, um eventuelle Schadensinformationen weiterzuleiten.

In dem vorliegenden Artikel wird die Eignung von Online-Communities - wie z.B. Internetforen - für die Beschaffung zuverlässiger Felddaten mit dem Ziel der frühzeitigen Detektion von sich entwickelnden Fehlerschwerpunkten und die Erkennung von Langzeit-Qualitätsthemen bei technisch komplexen Produkten im Feld untersucht.

Viele Produktnutzer beschreiben technische Schadensfälle präzise innerhalb von Internetportalen während der Produktnutzungsphase. Durch die gezielte Analyse von Online-Plattformen wird somit eine weitere Informationsquelle zur kontinuierlichen Produktbeobachtung und zeitnahen Risikoprävention erschlossen.

Im Rahmen einer Fallstudie wurden Felddaten in Bezug auf einen Schadensfall aus dem Automotive-Bereich mit den Methoden der internetbasierten Forenrecherche (mit Hilfe der aktiven Einbindung der Portal-User), also dem Eröffnen eigener Themen, oder der passiven Online-Einbindung, dem Auswerten bestehender Themen erhoben und anschließend mit repräsentativen Werten verglichen. Zu einem gegebenen Fehlerschwerpunkt werden Schadenssymptome und Lebensdauermerkmale (bspw.: Laufzeitvariablen, Betriebsstunden, Einschaltzyklen, Ladezyklen) strukturiert erfasst.

Unter Zuhilfenahme von statistischen Methoden der technischen Zuverlässigkeitsanalytik (Bsp.: Parametrische Verteilungsmodelle, Clusteranalyse) wird das Fahrzeugausfallverhalten sowie eine Schadensfallprognose ermittelt und mit empirischen Daten abgeglichen. Zusammenfassend werden die Erkenntnisse der Online-Forenanalysen verdichtet und im Vergleich mit einer realitätsnahen Schadensfallsimulation evaluiert.

 

10:00 - 10:30 Uhr

Beitrag zur Bestimmung von Unsicherheiten und Einflussfaktoren von Daten zur Risikoprognose bei Schadensschwerpunkten in der Produktnutzungsphase

Sebastian Sochacki, M.Sc. - Bergische Universität Wuppertal
Marcin Hinz, M.Sc. - Bergische Universität Wuppertal
Prof. Dr.-Ing. Johann-Friedrich Luy - Daimler AG
Univ.-Prof. Dr.-Ing.Stefan Bracke - Bergische Universität Wuppertal

Die zunehmende Komponenten- und Bauteilkomplexität von technischen Produkten führt vielfach zu komplexen Schadenssymptomen im Feld. Das Ziel der Produkthersteller ist die frühzeitige und möglichst präzise Erkennung der Schadenskausalitäten sowie eine Prognose der zukünftig zu erwartenden Schadensfälle sowohl innerhalb des gesamten Produktentstehungsprozesses als auch in der Nutzungsphase. Mit Hilfe dessen werden Produkt- und Prozessverbesserungsmaßnahmen zur Vermeidung von weitergehenden Schäden und Erhöhung der Produktzuverlässigkeit unter Zuhilfenahme von statistischen Analyseverfahren bereits zu einem frühen Zeitpunkt, nach Erkennung des Feldrisikos, eingeleitet. Somit werden die Produktqualität und die daraus resultierende Kundenzufriedenheit sichergestellt.

Eine Detektion von Feldrisiken basiert auf Daten, welche während des gesamten Produktlebenszyklus erfasst werden. Dabei unterliegt die Erschließung des Datenmaterials diversen Einflüssen, die die Güte der Datenanalyse und Risikoprognose stark divergieren lassen. Die Analyse von qualitativ unzureichenden Datasets kann zu einer Fehlinterpretation der Produktzuverlässigkeit, daraus resultierenden Maßnahmenentscheidungen und schließlich zu der Herabsenkung der Kundenzufriedenheit führen.

Das Ziel des hier vorliegenden Beitrages ist die Detektion und Priorisierung von möglichen Einflussfaktoren innerhalb der Felddatenerfassung und -analyse, die eine Unschärfe und Verzerrung der Risikoanalyseergebnisse und des daraus resultierenden Produktverständnisses verursachen. Unter Berücksichtigung von definierten Prognosezielen wird auf Basis von potentiellen Messabweichungen innerhalb der Messaufnahme ein „Ideal“ bestimmt (äquivalent zu dem aus der Messtechnik bekannten „Wahren Wert“), sowie Maßnahmen zur Minimierung von Messabweichungen mittels diverser Laufzeitvariablen abgeleitet.

Die innerhalb dieses Beitrages vorgestellte Arbeit basiert auf statistischen Auswertungen des erhobenen Datenmaterials von Fehlerschwerpunkten sowie Produktflotten aus der Entwicklungs- und Nutzungsphase im Automobilsektor.

 

10:30 - 11:00 Uhr

Warranty Management - Werkzeuge

Prof. Dr. rer. Oec. Norbert Böhme - Böhme & Weihs Systemtechnik GmbH & Co. KG

Die Analyse von Feldrückläufern im Rahmen der VDA 3.2 ist in der Regel ein komplexer Prozess, für den die im Reklamationsmanagement üblicher Weise verwendeten Werkzeuge nicht ausreichen. Sowohl der Umgang mit der Datenbasis als auch die erforderlichen Analysen unterscheiden sich weitgehend von etablierten Methoden des Qualitätsmanagements.

So bilden Rückmeldungen aus den Werkstätten meist nicht die qualifizierte Datenbasis, wie sie den Reklamationen eines OEMs zu Grunde liegen. Vielfach sind sie unvollständig oder nicht plausibel. Hier soll der Vortrag aufzeigen, wie fehlerhafte Rückmeldungen rationell entdeckt werden, um das Risiko vermindern, dass unberechtigte Fehlermeldung zu enormen Kosten und nachfolgende Analysen zu Fehlinterpretationen führen. An Hand von Beispielen aus der Praxis wird erläutert, wie derartig fehlerhafte Rückmeldungen entstehen.

Des Weiteren wird das Schichtliniendiagramm als Dokumentations- und Ursachenanalysewerkzeug vorgestellt, das nicht nur Isochronen sondern je nach Datenbasis auch Einsatzdauer oder Lastwechselhäufigkeiten darstellen kann. Dabei umfasst das Diagramm nicht nur die tatsächlich erfolgten Fehlerrückmeldungen, sondern prognostiziert - beispielsweise zur Unterstützung der Ersatzteilversorgung - zudem zukünftig zu erwartende Ausfallraten.

Das Schichtliniendiagramm lässt sich um die Wirksamkeitsanalyse der eingeleiteten Maßnahmen ergänzen, so dass optisch deutlich erkennbar ist, inwieweit Fehler erfolgreich beseitigt wurden oder ob weitere Maßnahmen ergriffen werden müssen. Je nach Analyseziel kann sich die Beurteilung ebenso auf die Ursache oder Verursacher konzentrieren. Dementsprechend ist dieses Werkzeug gleichsam für Verhandlungen mit dem Kunden und auch dem Lieferanten geeignet.

 

11:00 - 11:30 Uhr

Zuverlässigkeitsmanagement im Entwicklungsprozess

Dr.-Ing. Andreas Braasch - Institut für Qualitäts- und Zuverlässigkeitsmanagement
Dr.-Ing. Stephan Haller - Daimler AG

Kürzere Entwicklungszeiten - hohe Systemkomplexität - verlängerte Garantiezeiträume. Mit diesen Herausforderungen haben Hersteller und Zulieferer komplexer Systeme in der heutigen Zeit zu kämpfen. Es muss daher die Frage in den Raum geworfen werden, ob die heutigen Methoden in der Qualitätssicherung – wie z.B. der Einsatz der FMEA – ausreichend sind, um hochkomplexe Systeme auf ihre Marktreife vorzubereiten. Immer wieder zeigt sich im Rahmen öffentlichkeitswirksamer Rückrufe eindrucksvoll, dass nicht alle Systeme vor dem Inverkehrbringen die notwendige Reife hinsichtlich Sicherheit und Zuverlässigkeit erreichen.

Der angedachte Vortrag soll aufzeigen, wie Methoden des Qualitäts- und Zuverlässigkeitsmanagements in einem ganzheitlichen Entwicklungsprozess zusammenspielen können. Dabei werden sowohl Methoden nach Stand der Technik (Betriebsbewährt im industriellen Umfeld), als auch neue bzw. weiterentwickelte Methoden dargestellt. Besonderes Augenmerk wird auf den Prozessschritt „Zuverlässigkeitszielbestimmung“ gelegt, da dieser das Fundament eines entwicklungsbegleitenden Zuverlässigkeitsprozesses bildet. Weiterhin soll gezeigt werden, dass der erforderliche Mehraufwand nicht nur im Rahmen der Produkthaftung einen Mehrwert bringt, sondern auch im monetären Bereich einen erheblichen Anteil zur Kostenvermeidung liefern kann. Dies ist in Zeiten von steigenden Garantiezeiten und Full-Service Verträgen von besonderer Bedeutung.

 

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